Natur des Jahres

 

Dohle – Vogel des Jahres 2012

Obwohl die Dohle noch nicht direkt von Aussterben bedroht ist, so nimmt dennoch der Bestand ab. Der aktuelle Dohlenbestand in Deutschland ist gesunken und wird derzeit auf 100.000 Brutpaare geschätzte. Die Dohlen stehen bereits in mehreren Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten oder auf der Vorwarnliste. Ein Hauptgrund ist wie bei vielen Tierarten der immer knapper werdende Lebensraum. Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit findet die Dohle immer weniger Nistmöglichkeiten.

Eine Kartierung von HessenForst ergab, dass in hessischen Wäldern mindestens 600 Brutpaare nachgewiesen werden konnten. Schätzungen gehen von 1400 bis 1600 Dohlenpaaren in Hessens Wäldern aus.

 

Die Dohle ist bei uns im Landkreis eher sehr selten zu sehen. Die Dohle ist ein Höhlenbrüter und baut ihr Nest als Kulturfolger gerne in Kirchtürmen oder Dachstühlen. Früher in den 50iger Jahren gab es im Altkreis Dieburg vereinzelt im Wald kleinere Dohlengemeinschaften, aber inzwischen ist die Dohle als Brutvogel bei uns fast verschwunden. Im Jahre 2011 wurden 14-16 Reviere gezählt.
Die größten Chancen Dohlen zu sehen hat man in der Nähe des Lützelforsts, im Markwald zwischen Kleestadt und Langstadt oder bei Münster.

 

Als Kulturfolger hatten sich die ursprünglichen Steppenbewohner in der menschlichen Nachbarschaft gut eingerichtet: Hohe Gebäude boten ihnen vorzüglichen Unterschlupf und Weiden, Felder und Wiesen einen reich gedeckten Tisch mit Käfern, Heuschrecken, Würmern und Schnecken. Für die Landwirtschaft waren sie nützliche Helfer bei der biologischen Schädlingsbekämpfung und so lebten Mensch und Dohle jahrhunderte lang einträchtig miteinander. Doch nun versiegeln wir immer mehr Grünflächen und setzen für den großflächigen Anbau von Energiepflanzen – vor allem Mais und Raps – flächendeckend Pestizide ein. Damit verschwindet auch die Nahrungsgrundlage der Dohlen. Zugleich finden die Dohlen in unseren Städten und Dörfern immer weniger Nistmöglichkeiten.

Der NABU ruft dazu auf, die „Wohnungsnot“ der Dohlen zu lindern.
Dazu sollen

  • vorhandene Lebensräume erhalten und neue geschaffen werden.

  • naturnahe Altholzbestände und „Höhlenbäume“ geschützt werden.

  • alte Parkbäume in Städten und Siedlungsräumen, die ebenfalls als Höhlenbäume dienen können, nicht einer übervorsichtigen Verkehrssicherung oder Baumsanierungen zum Opfer fallen.

  • Störungen durch Kletterer vermieden werden, indem die entsprechenden Felsen während der Brutzeit gesperrt werden.

  • vorbeugend Schutzgitter oder Abdeckungen für Schornsteine anbracht werden

  • und spezielle Dohlen-Nistkästen aufgehängt werden.

Wir hoffen, dass durch die Wahl zum Vogel des Jahres 2012 dieser kleinste Vertreter der Rabenvögel ein besseres Image bekommt und in Zukunft weder Unglücksbote oder Pechvögel genannt wird. Dohlen beeindrucken durch ihr hoch entwickeltes Familien- und Gesellschaftsleben, sind sehr lernfähigen und intelligent. Dohlenpaare sind sich ihr Leben lang treu und auch in der fürsorglichen Beziehung zu ihrem Nachwuchs. Sie sind also keine Raben- sondern wahre Vorzeigeeltern.

 

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